Chronik
Aus der Chronik des Weigendorfer Feuerlöschwesens

Weil das Feuer zu allen Zeiten den Bestand menschlicher Siedlungen bedrohte, war es zur Erhaltung des Lebens und der Behausungen für Mensch und Tier aus Sicherheitsgründen dringend notwendig, sich des Feuers zu erwehren.

So gibt es bis in das Mittelalter zurück Anordnungen für das Feuerlöschwesen. Besonders in kleineren Gemeinden sind diese Schriftstücke meist verloren gegangen. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden entsprechende Aufzeichnungen greifbar.

In diesem Zusammenhang erlässt auch das Sulzbacher Bezirksamt eine Distriktspolizeiliche Feuerlöschordnung für seinen Amtsbezirk. Diese Löschordnung musste in der Gemeindeversammlung verlesen und mündlich und schriftlich verkündet werden. Zur "schriftlichen Verkündigung" bekam jede Gemeinde "mehrere Sonderexemplare" des "Sulzbacher Wochenblattes" vom Samstag, dem 15. November 1879.

1. Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Auf diese Feuerlöschordnung antworteten die Weigendorfer mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Diesen Beschluss des Gemeindeausschusses teilte Bürgermeister Lehnerer unter dem 19. Dezember 1879 dem Bezirksamt mit.

Zur Errichtung einer Pflichtwehr kam es zunächst nicht, weil die Freiwillige Wehr bereits 70 aktive Mitglieder zählte und die "Unfreiwilligen" erklärten, die Freiwillige Wehr würde sich in der nächsten Zeit bestimmt verstärken und so "für den Schutz bei Bränden ausreichend gesorgt" sein. Außerdem sei die Familie eines Pflichtwehrmannes bei Unglücksfällen nicht ausreichend gesichert.

Bei der Meldung der Gründung einer Freiwilligen Wehr bemerkte der Bürgermeister auch, dass es ein Missstand sei, dass aus Haunritz nur 8 und aus Högen gar nur 2 Mannsleute der Freiwilligen Wehr angehörten.

Daraufhin ordnete das Bezirksamt an, dass die "Säumigen" einer Pflichtfeuerwehr zuzuteilen seien und diese dem Kommando der Freiwilligen Wehr zu unterstellen sei.

2. Statuten und Dienstvorschriften

Bei der Buchdruckerei K. Pfeiffer, Hersbruck, ließen die Weigendorfer nun Statuten und Dienstvorschriften für die Freiwillige Wehr, Weigendorf" drucken und legten ein Exemplar unter dem 10. März 1880 dem Bezirksamt vor. Diese Statuten sind noch vorhanden. Sie sind nicht nur ein Dokument für die Geschichte des Feuerlöschwesens, sondern auch ein kulturgeschichtliches Dokument.

In 29 Paragraphen wird hier die Organisation der Wehr festgelegt. Als Zweck der Wehr wird in § 1 die "geordnete Hilfe bei Feuersgefahr" genannt. Es gibt ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Die "Ordentlichen" sind militärisch organisiert und tragen "einfache Uniformen". Die "Ordentlichen" waren eingeteilt in Steiger, Spritzenmänner und Retter (Ordnungsmainner).

Wer zur Wehr wollte, musste einen "unbescholtenen Ruf" haben, 17 Jahre alt und "körperlich fähig" sein. Die Wehr unterstand dem "Verwaltungsrat". Dieser setzte sich zusammen aus dem Vorstand, dem Hauptmann, dem Adjudanten (zugleich Schriftführer), dem Kassier, dem Zeugwart und aus 3 bis 6 Zugführern.

Die Kasse füllte außer den Beiträgen der ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder "Vermächtnisse, freiwillige Spenden und Geschenke von Behörden, Kirchenverwaltungen, Feuerversicherungsgesellschaften und so weiter". Lokalunterstützungskassen waren nicht nötig, weil bereits eine Allgemeine LandesUnterstützungskasse bestand.

Die "Dienstvorschriften" regelten den Dienst der Wehrleute, der sich in allgemeinen Dienst, Übungsdienst und Dienst in Brandfällen gliederte.

Die allgemeinen Dienstvorschriften machten auf die "fortwährende Bereitschaft" aufmerksam und darauf, dass Abzeichen, Uniform und Ausrüstungsgegenstände "in gutem Zustand" zu erhalten seien. Außerdem: Ohne Abzeichen und Ausrüstung darf kein Mitglied auf dem Brandplatz erscheinen. Der Übungsdienst hatte zu erreichen, dass jedes einzelne Mitglied sämtliche ihm zugewiesenen Arbeiten mit der nötigen Sicherheit und Kenntnis" bewältigen kann.

Die Anordnungen für den Dienst in Brandfällen waren eingeteilt:

1. Verhalten der Mannschaft bei entstehendem Feuerlärm, Transport der Maschinen und Requisiten zur Brandstelle. Hier die origiale Anordnung: Bei Nacht sind die Laternenlichter anzuzünden!

2. Verhalten der Mannschaft bei der Ankunft an der Brandstätte und bei Ankunft der Maschinen und Requisiten auf derselben. Diese Vorschriften beziehen sich meist auf selbstverständliche Handlungen, die nicht der Anordnung bedürften.

Das gleiche gilt für 3. Verhalten der Mannschaft während des Brandes. Wie zum Beispiel, dass man zuerst das "Wertvolle" retten solle.

Die 4. Anordnung für den Dienst in Brandfällen bezog sich auf das "Verhalten nach dem Brande". Sie bezieht sich auf Feuerwache, Zurückschaffen der Geräte ins Feuerhaus und Ausbesserung beschädigter Geräte.

3. Die Weigendorfer Wehr rüstet sich

Ab März 1871 ist das Feuerlöschwesen in Weigendorf nachzuweisen. In diesem Jahre regt das Bezirksamt die Anschaffung einer "ordentlichen Feuerspritze" an, weil trotz der genügend vorhandenen Wasservorräte nur eine Krücken und eine Tragespritze vorhanden sei. Und dazu letztere Privateigentum sei. Die Gemeindeverwaltung lehnte zunächst ab. Gründe: Högen und Haunritz hätten eine Druckspritze, Deinsdorf und Ernhüll könnte keine Spritze brauchenweil kein Wasser vorhanden sei und Weigendorf und Oed könnten diese Kosten nicht allein tragen.

Doch das Bezirksamt lässt nicht nach. Es schlägt die Anschaffung einer Kirchmayrschen zweirädrigen Druckspritze vor, wie sie die Gemeinden Hirschbach und Schmidtstadt besitzen. Kostenpunkt: 192 Gulden (92 Gulden Anzahlung), Rest nach einem Jahr.

Jedoch sind die Weigendorfer nicht so leicht herumzukriegen. Sie erklären: Högen will wie die Fürnrieder eine Buttenspritze, weil eine Spritze, die in Weigendorf stünde, zu spät am Brandplatz sein könnte. Die Ernhüller sagen, eine Druckspritze brauche fließendes Wasser, zudem sei das Wasser ihrer Hüll' meist durch Lehm verunreinigt. Die Deinsdorfer lehnen auch wieder ab wegen Wassermangel und die Oeder und die Weigendorfer erklären, für sie genüge eine Tragspritze für 60 - 70 Gulden.

Nun wird das Amt in Sulzbach energisch und macht darauf aufmerksam, dass die Anschaffung zweckentsprechender Feuerlöschgeräte Pflicht der Gemeinden sei und dass deswegen nicht einzelne Ortschaften einer Gemeinde ihre Geldbeiträge zu diesem Zweck verweigern könnten.

1877 endlich sind die Weigendorfer bereit, eine Löschmaschine anzuschaffen. Sie legen zur Kostendeckung jährlich einen Betrag von 180 Mark zurück (seit 1871 gibt es keine Gulden mehr, Umrechnung: 1 Gulden = 1,71 Mark).

Gleich anzuschaffen sei nicht möglich, weil "sich gegenwärtig die öffentlichen Ausgaben in einer noch nie dagewesenen Größe" steigern (Brückenbau in Högen, Friedhofmauern in Ernhüll, Schulhausbau in Weigendorf, Straßenbau Nürnberger Straße, Fallmühle Haunritz Högen).

Inzwischen aber ergibt 1876 ein Verzeichnis der in der Gemeinde Weigendorf vorhandenen Löschgerätschaften folgenden überblick: Högen hat bereits ein Feuerhaus in dem 3 Haken und 3 Leitern aufbewahrt werden, der damalige Bergmann Pößel der Gemeinde Weigendorf, wohnhaft in Haunritz, hat eine Druckspritze, dazu bewahrt er eine Leiter und einen Haken auf und zwei Leitern und ein Haken sind bei Maul in Oberhaunritz. Zwei Leitern und zwei Haken hat Andreas Loos, Weigendorf, in Verwahrung, die gleiche Anzahl befindet sich bei Johann Pürner, Deinsdorf. Und der Müller von Oed, Pickel, hebt einen Haken und eine Leiter auf. Drei Haken und zwei Leitern sind bei Georg König in Ernhüll.

Es ist also nicht so, dass die Gemeinde keinen Sinn für das Feuerlöschwesen gehabt hätte. Sie hatte nur kein Geld.

Aber auf einmal 1880 hat Weigendorf eine vierrädrige Druck und Saugspritze mit drei Schläuchen und "Helme und Joppen" für die Wehrmänner. Der Groschen ist gefallen. Denn: am 9. Mai 1881 teilte Bergmann Lehnerer dem Bezirksamt mit, dass nötig sei, anzuschaffen:
1 Laterne zur Spritze, 8 Steigergurte mit Haken und Beilen, 2 Steigerleitern und eine einfache Schubleiter. Das Bezirksamt bestellt 8 Steigergurte mit Haken, 30 einfache Gurte und zwei Dachleitern. Kosten: 130 - 140 Mark. Davon deckt 100 Mark der Distrikt. Schubleiter und Spritzenlaterne werden nicht genehmigt. Das Bezirksamt meint, für das Geld, das eine Schubleiter kostet, könne man zwei Anstelleitern mit Unterstützungsstangen anschaffen. Und für die Spritze genüge zunächst eine "Notlaterne" (Stallaterne). Und so hat es noch Jahre gedauert, bis die Spritze eine passende Laterne bekam.

8 Jahre hielt die Spritze. Erst 1888 bekam der Kessel einen Riss, den die Feuerlöschmaschinen Fabrik Braun, Nürnberg, von der wohl auch die Spritze bezogen wurde, schnellstens reparierte.

Am 29. Mai 1881, mittags 12 Uhr fand in Weigendorf unter dem Kommando der Freiwilligen Feuerwehr die 1. Pflichtfeuerwehrübung in Anwesenheit der Sulzbacher Behörde statt.

Im "Schatten" dieses Ereignisses beschloss man wohl auch knappe 3 Wochen vorher die eben erwähnte Anschaffung.

Im gleichen Jahr wurde nun auch im Oktober mit dem Bau eines Feuerhauses begonnen. Am 4. Mai 1882 war es fertig. Es wurde auf einer Wiese, die der Ortsgemeinde gehörte, mit Ziegeldach errichtet. Im Grundriss: 5 m lang, 3 m breit. Der Aufstieg der Weigendorfer Freiwilligen Feuerwehr ging unaufhaltsam weiter. Schläuche wurden angeschafft und Schlauchhaspeln. Desgleichen Schlauchhalter und Schlauchbinden, Laternen für die Steiger und Armbinden für die Pflichtfeuerwehrleute. Und zu Beginn des Jahres 1890, also nach zehnjährigem Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr hat die Gemeinde 1941 Mark und 94 Pfennig für ihre Feuerwehr ausgegeben. Aber nur 150 Mark Zuschuss vom Bezirksamt erhalten.

Als 1890 beim Löschen eines Brandes in Weigendorf gleich 2 Schläuche platzten, weil sie durch das Trocknen an Zäunen und Hecken brüchig geworden waren, wurde ein Aufzug zum Trocknen der Schläuche angeschafft. Auch Feuerbesen wurden angefordert, was der damalige Bürgermeister Kratzer im Mai 1890 damit begründete, dass "beim Vorhandensein solcher Besen das Feuer im Strohdach des Hauses Nr. 3, Weigendorf, mit Sicherheit hätte gelöscht werden können. 1903 kaufte sich Ernhüll eine Löschmaschine, die ihnen der Bezirksfeuerwehrvertreter Pemsel, Sulzbach, angeboten hatte für 150 M (60 M wurde Zuschuss bezahlt). Für ihre, zunächst nur in einer Scheune untergebrachte Maschine, bauten sie 1908 ein Feuerhaus, genau so groß wie das Weigendorfer.

In den vergangenen 70 Jahren ist die Entwicklung des Feuerlöschwesens nicht stehengeblieben.

Pumpten unsere Großväter noch mit einer Handdruckspritze (gekauft 1922, ein Jahr vor dem Höhepunkt der Inflationszeit; siehe Fotokopie aus dem alten Kassenbuch!) Wasser zur Brandstelle, so besorgte das ab 1936 eine neue Motorspritze auf einem Fahrzeug, die 1966 der FFW Haunritz Högen überlassen wurde (Foto). Der für das Feuerlöschwesen sehr aufgeschlossene und seit 38 Jahren als Wehrmann aktive Bürgermeister Rahm und die damaligen Gemeinderäte schafften 1966 ein modernes Tragkraftspritzenfahrzeug an, um im Brandfalle rasch in die Bergorte der Gemeinde gelangen zu können, wie Bürgermeister Rahm bei der Übergabe des neuen "Ford 1300" an den Kommandanten Fritz Rothgang betonte.

Unvergessliche Tage erlebte Weigendorf im Sommer 1969. Zur 90 Jahr Feier der Wehr unter der Schirmherrschaft von Landrat Karl Winkler hatten sich fast 50 Vereine zum stattlichen Festzug eingefunden. Konrad Zintl, der 53 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war und mehrere Jahre als Vorstand wirkte, konnte als höchsten Ehrengast Staatsminister Dr. Otto Schedl begrüßen.

Dass auch ständig die Ausrüstung der technischen Entwicklung angepasst wurde, ist lobend hervorzuheben. So besitzt die Weigendorfer Wehr seit 1977 eine Funkausrüstung. Die Alarmierung erfolgt zentral von Amberg aus durch Auslösung der bereits in den sechziger Jahren in allen Ortschaften installierten Luftschutzwarnanlagen, welche aber auch bei Bränden durch Knopfdruck in Betrieb gesetzt werden können.

Doch musste auch im letzten Jahrzehnt die Ausbildung der Wehrmänner erheblich aktiviert werden, um den höheren Anforderungen beim Einsatzderneuesten Geräte gerecht zu werden. Die Freiwillige Feuerwehr Weigendorf verfügt zur Zeit über vier geschulte Löschgruppen. Seit 1977 schlossen sich erfreulich viele junge Männer der Wehr an. Sie legten in drei Löschgruppen 1978 ihre erste Leistungsprüfung ab, während eine Mannschaft das silberne Leistungsabzeichen überreicht bekam.

Mit ein wenig Stolz kann die Feuerwehr Weigendorf auf die vergangenen 100 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Bleiben Kameradschaftsgeist, Verantwortungsbewußtsein und Helfen in Not unser Gebot, so braucht uns im Zeichen der neuen Fahne, die wir in diesen Tagen enthüllen, vor den nächsten hundert Jahren nicht bange zu sein.

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